Kontrafunk aktuell vom 20. September 2024
Israels Geheimdienst greift mit einem Doppelschlag die Hisbollah an. Die Pager-Attacke wird dem Mossad zugeschrieben und verbreitet Angst und Schrecken. Wie es im Libanon weitergeht, besprechen wir mit „Weltwoche“-Korrespondent Pierre Heumann. Im Interview mit Dr. Beate Strehlitz geht es um einen gelöschten MDR-Beitrag. Sollen Zweifel an mRNA-Produkten unterdrückt werden? Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat der Union, die SPD schwächelt. Bringt die Landtagswahl in Brandenburg am Sonntag Schwung in die Bundespolitik? Frank Wahlig analysiert die politische Gemengelage in Deutschland. Und Birgit Kelle kommentiert die ARD-Sendung „Die 100“.
Benjamin Weinthal: Pager-Explosionen bei der Hisbollah
Frank Wahlig: Söder - Merz und Konsorten
Beate Strehlitz: MDR löscht Beitrag über Impfstoffverunreinigung mit DNS
Pierre Heumann: Aktuelle Situation in Israel
ARD-Budenzauber
In meiner Kindheit war die Sendung „1, 2 oder 3“ mit Moderator Michael Schanze für uns Kinder der absolute Renner. Zwei Teams Grundschüler, die zu Wissensfragen drei mögliche Antworten bekamen und sich dann innerhalb von Sekunden entscheiden mussten, auf welches der drei leuchtenden Felder sie hüpfen. „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht“, riefen dann Michael Schanze und Zehntausende Kinder vor den Bildschirmen gemeinsam aus, und die Doofen standen dann natürlich auf dem falschen Feld, wenn die Regie auflöste. Super Konzept, muss man sich bei der ARD gedacht haben, warum machen wir ein intellektuell derart niederschwelliges Programm nicht auch mit Erwachsenen? Und statt mit Sachfragen lieber mit politisch korrekten Meinungen? Also eine Art „1, 2 oder 3 für Wähler“, damit der öffentlich-rechtliche Zuschauer, den man offenbar für völlig verblödet hält, mit Showelementen auf Kindergartenniveau nicht nur unterhalten, sondern auch gleich mit belehrt wird, wo er politisch „richtig“ steht, wenn in Deutschland demnächst das Licht ausgeht.
Die Sendung „Die 100“ am vergangenen Montagabend war also eine Art politische Belehrungsstunde inklusive öffentlichem Pranger, wenn man politisch auf dem vermeintlich „falschen“ Leuchtfeld zwischen −3 und +3 gegen oder für die AfD stand. Denn wer würde sich schon offen outen, in einer Sendung mit dem Titel „Ist die AfD eigentlich ein Problem?“ für die AfD zu sein, sie nicht gefährlich zu finden und das vor einem Millionenpublikum zu bekennen? Und so ist das Erstaunlichste an dieser Sendung tatsächlich, dass sich trotz ausführlich ausgebreiteter Schreckensszenarien zur drohenden Machtübernahme der AfD immer noch so viele öffentlich dazu bekannten und gar eine Rentnerin aus der Abteilung „Omas für rechts“ das hübsche Sendekonzept fast zu sprengen drohte, indem sie freimütig in die Kamera sprach, dass sie die AfD wähle, weil sie sich auf den Straßen nicht mehr sicher fühle. Man nehme also eine große Portion Ideologie, ein paar gecastete „Durchschnittsbürger“, eine Handvoll aus dem Zusammenhang gerissene AfD-Zitate, einen angeheuerten Laienschauspieler, ein ausgewähltes Studiopublikum, einen Moderator, der linksstramm auf Linie ist, und fertig ist der als „Unterhaltungsshow“ getarnte ARD-Propaganda-Budenzauber wenige Tage vor der Brandenburg-Wahl, mit dem man dem öffentlich-rechtlichen Zuschauer beibringen sollte, warum die AfD eine ganz böse Partei ist, die man auf gar keinen Fall wählen sollte. Erich Honecker hätte Tränen in den Augen gehabt, hätten seine Propagandabeauftragten in der DDR solche Inszenierung zustande gebracht.
Da stand also beispielsweise die ARD-„Morgenmagazin“-Moderatorin Anna Planken im Raum, wo bereits aus überdimensionalen Lego-Steinen ein zusammengebasteltes Spielhaus mit Aufschriften wie „Verfassungsgericht“, „Grundgesetz“, „wenig Arbeitslose“ oder „bunte Gesellschaft“ aufgebaut ist, während dann ein paar Komparsen durch die Menge der Teilnehmer ein rotes Dach mit der Aufschrift „Demokratie“ hereintrugen und das Dach feierlich aufsetzten. Ja, liebe Kinderlein, schaut schön hin, wie wir unser demokratisches Haus hier ohne die AfD bauen; und ihr wollt dieses tolle Demokratiehaus doch nicht etwa mutwillig mit einer blauen Abrissbirne zerstören, oder? Auch der ARD-Nachrichtensprecher Ingo Zamperoni war sich nicht zu schade, bei dieser Volkserziehung zur besten Sendezeit mitzumachen. Ihm wurde in diesem großen Gesinnungstest die Rolle des „Bad Cop“ zugeteilt, um sich jene der 100 Teilnehmer vor laufender Kamera vorzuknöpfen, die von der Kollegin Anna Planken mit den Worten „Sie dürfen nicht mehr mitspielen“ hinter die Bühne geschickt wurden. Sie hatten leider, leider bei der Frage zur AfD die falsche Antwort gegeben. Hinter der Bühne wurde ihnen dann kindgerecht die Strafe, die sie gerade vor Millionenpublikum auferlegt bekommen, von Zamperoni erklärt: Sie sollen die Erfahrung machen, wie es ist, ausgegrenzt zu werden, indem man sie für ein paar Minuten zum Verhör hinter die Kulissen verbannt und damit auch sicherstellt, dass ihnen im weiteren Verlauf der Sendung nicht noch einmal ein Fauxpas unterläuft und sie wieder auf die stille Treppe der ARD gesetzt werden.
Passend zu diesem Skript mitten aus der ARD-Fernsehhölle brauchte es natürlich auch noch einen Darsteller, der sich reumütig innerhalb der Sendung von einem AfD-Sympathisanten zu einem AfD-Gegner bekehrt. Halleluja, wieder eine Seele vor dem rechten Abgrund gerettet! Aus dem Laienschauspieler aus dem Internet, der dort freimütig bekennt, demnächst auch für weitere ARD- und ZDF-Sendungen bereits gebucht zu sein, wurde in der ARD wie durch Zauberhand der „Bürokaufmann Michael“, der dem Ingo Zamperoni am Ende brav seine Sätze in die Kamera sprach, wie ihn die Argumente in dieser Sendung so sehr überzeugt hätten, dass er die AfD jetzt nicht mehr toll finde. Bravo, Michael, Klassenziel erreicht! Erich hätte schon wieder Tränen der Rührung in den Augen, und wieder wurde ein bisschen Licht mitten in Dunkeldeutschland hineingesendet.